Typische Entwicklung für eine 50-iger-Jahre Siedlung
Im Laufe der Jahre entstand in dem Wohngebiet Vordere Wenscht, wie in den meisten Siedlungen der 50iger Jahre des letzten Jahrhunderts, ein erheblicher Instandhaltungsstau an den Gebäuden. Die Bewohner des Vorderen Wenschts wurden immer älter, die Wohnungsgrundrisse genügten heutigen Ansprüchen meist nicht mehr. Die energetische Situation der Gebäude ist an heutigen Anforderungen gemessen unzureichend. Auch die Nahversorgung hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Nachteil der Siedlung geändert. Einkaufszentren auf der grünen Wiese habe die Inhaber der kleinen Geschäfte in dem Wohngebiet zum Aufgeben gezwungen. Das ehemalige Einkaufszentrum am Hans-Böckler-Platz ist heute fast verwaist.
Zukunftsfähigkeit der Siedlung untersucht
Wir haben 2004 angefangen, uns mit der künftigen Entwicklung des Wohngebiets Vordere Wenscht auseinanderzusetzen. Immerhin verfügen wir in dem Gebiet über rd. 240 Wohnungen und sind damit einer der größten Anbieter von Mietwohnungen im gesamten Wenscht. Klar war, daß es sich um eines der schönsten Wohngebiete Siegens handelt, und daß in diesem Gebiet erhebliche Potentiale liegen.
Stärken nutzen und Schwächen beseitigen
Stärken nutzen und Schwächen beseitigen war bald das Leitmotiv der weiteren Überlegungen zur Weiterentwicklug des Wohnungsbestands im Vorderen Wenscht. Also entschlossen wir uns, den Wohnungsbestand zukunftsfähig zu machen und fehlende Wohnungen für Familien zu schaffen. Weil das im Bestand mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand nicht möglich ist, entschieden wir uns, ein oder zwei Laubenganghäuser abzureißen und dort familiengerechte Wohnungen zu erstellen. 55 m² in einer 3-Zimmer-Wohnung mit einem gefangenen Raum sind sicherlich nicht die Anforderungen, die heutige Familien an eine Wohnung stellen.
Denkmalschutz behindert wie wirtschaftliche Entwicklung erheblich
Wir wären mit der Umgestaltung des Gebiets heute wahrscheinlich nahezu fertig, wenn nicht die Stadt Siegen auf die Idee verfallen wäre, das gesamte Vordere Wenscht unter Denkmalschutz stellen zu wollen. Dieses Ansinnen hat die Entwicklung in diesem Gebiet stark gebremst. Inzwischen wurde das Vorhaben nicht zuletzt aufgrund des erheblichen politischen Drucks seitens der Bewohner nur noch auf Teile unseres Wohnungsbestands und einen Teil der Grünanlagen im Wenscht beschränkt.
Zu dieser Entwicklung hat unter anderem auch die Einsicht geführt, daß ein Wohngebiet, in dem niemand wohnt, auch als Denkmal nichts wert ist. Wir haben begonnen, unseren Wohnungsbestand nachhaltig zu modernisieren. Der Umbau des ersten Laubenganghauses (Fichtenweg 20/21) zeigt, daß das möglich ist, wenngleich auch die Wirtschaftlichkeit der Investitionen nicht immer gegeben ist. Inzwischen wurde ein weiteres Laubenganghaus seniorgengerecht umgebaut.
Entwicklung durch Abriß und Neubau sowie Kernsanierung der Gebäude
Inzwischen ist auch ein Kompromiss für einen Teil der Laubenganghäuser gefunden: Drei Laubenganghäuser im Fichtenweg sind als Denkmale in die Denkmalliste eingetragen. Abgesehen von zwei Laubenganghäusern werden die Gebäude im Fichtenweg erhalten und modernisiert.
Ein Laubenganghaus im Vorderen Wenscht wurde abgerissen und durch einen Neubaut ersetzt, der sich harmonisch in das Wohngebiet und das Gebäudeensamble am Fichtenweg einfügt. Dort enstanden vor allem familiengerechte 3-, 4- und 5 Zimmerwohnungen mit Grundrissen, die heutigen Wohnanforderungen entsprechen.
Kernsanierung schafft seniorengerechte (schwellenarme) Wohnungen
Die beiden noch verbleibenden unter Denkmalschutz stehenden Laubenganghäuser werden – sobald es die finanziellen Mittel zulassen – ähnlich umgebaut, wie das bereits bei zwei Gebäuden geschehen ist. Dort entstehen schwellenfreie Wohnungen, die vor allem für ältere Menschen vorgesehen sind. Damit ist auch der Mietwohnungsbestand im Vorderen Wenscht für alle Generationen geeignet. Mehrgenerationenwohnen in diesem Wohngebiet wird auch in Zukunft wieder zur Regel.
Wir werden durch im Rahmen der Möglichkeiten den übrigen Wohnungsbestands entsprechend dem Motto „Wir gestalten das Wenscht“ ebenfalls modernisieren, wobei wir darauf achten werden, daß auch preiswerter Wohnraum erhalten bleibt.
Nahwärmeversorgung verbessert Energieeffizienz und mindert CO2-Ausstoß
Auch die Heizungsanlagen im Wohnungsbestand des Vorderen Wenscht genügten heutigen Anforderungen an den Umweltschutz und an die Energieeffizienz nicht mehr. Die KSG hat deshalb eine Nahwärmeversorgung der meisten Gebäude umgesetzt. Eine zentrale Heizungsanlage im Gebäude Fichtenweg 5 versorgt den größten der Teil der Wohnungen. Die Heizkessel werden mit Pellets gefüttert, Gas sorgt für die notwendige Ausfallsicherheit. So entstand eine moderne und umweltschonende Energieversorgung, die auch den Geldbeutel der Bewohner schont.
Auch die übrigen Wenschtbewohner sind vom Denkmalschutz betroffen
Die Diskussion um den Denkmalschutz hat nicht nur unseren Wohnungsbestand, sondern auch viele Eigenheimbeszitzer „kalt erwischt“. Die Entwicklung der Eigenheimen in Sinne von Zukunftsfähigkeit schien zunächst beendet, weil die Vorstellung der zuständigen Denkmalschutzbehörde sich wenig mit der Frage auseinandergesetzt hat, was notwendig und sinnvoll ist, um die Menschen im Wenscht zu halten. Erst die Bündelung der Interessen der Eigenheimbesitzer durch die IG-WENSCHT hat den nötigen Druck aufgebaut, um die Denkmalbehörden zu bewegen zur Kenntnis zu nehmen, daß eine Siedlung, in der niemand mehr wohnt, auch als Denkmal wertlos ist. Die IG-WENSCHT ist noch heute aktiv. Das hat seinen Grund vor allem darin, daß aufgrund des Engagements der Bewohner der vollständige Eintrag des Wohngebiets in die Denkmalliste verhindert werden konnte. Ein Erhaltungs- und Gestaltungssatzung war der Kompromiß und diese Satzungen führen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der Denkmalbehörde und den Bewohnern. Die IG-WENSCHT beschreibt das wie folgt:
Nach unseren erfolgreichen ersten Aktionen wollen wir auch weiterhin den Wenschtbewohnern mit Rat und Tat zur Seite stehen und deren Interessen hier vertreten.
Wir werden uns in Zukunft unter Anderem um eine Verkehrsberuhigung in den Anwohnerstraßen bemühen, versuchen dafür zu sorgen, dass am Spielplatz ein Zebrastreifen über die Dr.-h.c.-Karl-Barich-Straße errichtet wird und die Aktivitäten des LWL Landesamts für Denkmalpflege im Auge behalten.